Zunächst:
Wenn Erden/Massen zusammengelegt werden, hat das nichts mit der Aufgabe einer potenziell vorhandenen Symmetrie zu tun. Bei der Symmetrie findet neben einen gegenphasigen Informationsführung primär eine eindeutige Funktionstrennung zwischen Masse/Abschirmung und Signalführung statt, die man aus finanziellen Gründen in der Amateurtechnik 'abwarf', sobald das irgend möglich war.
Einer der zentralen Gründe für die Symmetrie ist die von ihr eingeräumte Möglichkeit, Ordnung in das Erd- und Massegefüge einer größeren Anlage zu bringen, was in der Unsymmetrie des Amateurs de facto ausgeschlossen ist.
Nachdem im Verlauf der 1970er Übertrager immer teurer wurden, kamen die Hersteller mit den elektronisch symmetrierten Ein- und Ausgängen über, womit die ursprünglich sehr hoch gehandelte Erdfreiheit von Ein- und Ausgänge ebenso über den Harz war wie die leichte Desymmetrierbarkeit der Ausgänge. Für das letztgenannte Problem ließen sich Auswege finden, die Erdfreiheit blieb verloren.
Aufgrund der Tatsache, dass die in professionellem Geräten in der Regel vorhandenen, separaten Kontakte für Gerätemassen und Erden genauso regelhaft durch einen Kurzschlussbügel verbunden bleiben, hat sich für
LINE-Verbindungen eine Verdrahtungstechnik durchgesetzt, bei der die Schirme (einer Tuchel- oder XLR-Leitung) nicht durchlaufen, aber jedes einzelne Gerät der Kette gemäß den Forderungen von Schutzklasse I an den Schutzleiter des Netzes angeschlossen wird. Symmetrisch bleibt die Audioverbindungtechnik dennoch. Natürlich gibt es Apostel anderer Richtungen, doch werden wir das hier besser nicht diskutieren.
Schwierig wird es aber immer dann, wenn Amateurgerät mit verdrahtet werden soll.
Wenn eine Anlage primär aus symmetrisch angelegten Geräten besteht und nur einzelne Bestände aus dem Amateursektor hinzukommen, sollte ein Steckfeld, ein Kreuzschienenverteiler, eine einschlägige Matrix natürlich vollsymmetrisch ausgelegt werden, so dass lediglich einzelne Leitungen bei Anschluss eines Amateurgerätes eine Desymmetrierung erfahren. Ein weiteres Problem besteht in den vergleichsweise sehr niedrigen Eingangswiderständen professioneller Geräte, deren Werte sich von der Reichrundfunkgesellschaftszeit mit 1 bis 2 kOhm bis auf etwa 10 kOhm (Generation STuder 812 und 807) hochgearbeitet haben. Die A77ORF erhielt -warum auch immer- Beyer-Übertrager entsprechender Induktivität und einen entsprechenden, ohmschen Spannungsteiler 'hintennach', so dass dieses erdfrei-vollsymmetrisch aufgebohrte Gerät mit 50-kOhm-Eingängen daher kommt. Normale professionelle Geräteeingänge (B67: 5 kOhm) stellen den Amateur-Ausgängen aber gerne ein Bein. Wenn man mit Steckfeldern arbeitet und muter herumverkabelt, vergisst man leicht darauf, dass hier Untiefen lauern.
Zusätzlich möge bedacht werden, dass namentlich ältere Amateurgeräte nicht nur die notwendig niedrigen Ausgangswiderstände (dazu gehören mitunter auch Revox-Geräte wie B710 und B226!) sondern auch die notwendigen Ausgangsspannungen von 1,55 V + 10 dB (z. B. A77regulär oder HighCom von Telefunken) vermissen lassen, um professionelles Gerät in der Regel ausreichend aussteuern zu können. Man muss also immer hinschauen, ob einem Probleme mit Verknüpfungsvorhaben Probleme drohen, welcher Art diese sind udn wie man ihnen am einfachsten beikommt.
Ich habe während meiner professionell analogen Zeit -wie sehr oft schon quer durch diverse Foren berichtet- passive Kreuzschienenschaltmatrixen betrieben, die aus 10-fach-Schaltaggregaten der Fa. Schadow, Berlin (die gibt es meines Wissens nicht mehr) zu 10 x 12 bis 10x 15 - Blöcken zusammengesetzt waren und ihre Aufgaben glänzend erfüllten. Wenn man über die Suchfunktione im Nachbarforum (
http://mb.abovenet.de/forum2/search.php) unter meinem werten Forennamen und dem Begriff "Kreuzschienenverteiler" nachsucht, wird man dort allerlei von den Erfahrungen beschrieben vorfinden, die auch Übersprechdämpfung und Kabellängen, Einbindung von Amateurmaterial und schließlich die versuchsweise, aber erfolgreiche Erweiterung um ein AES-EBU- und ein SPDIF-Schaltfeld behandeln.
Ich würde den DIN-Stecker für eine Steckfeldverwendung nicht heranziehen, da seine handwerkliche Stabilität den zustellenden Anforderungen nicht genügt. Zudem ist sein Platzbedarf so hoch, dass selbst überschaubare Anlagen schon platzmäßig an ein Tuchelsteckfeld bunzdeutscher Rundfunkanstalten (Gott habe sie selig) heranreichen. Inwieweit Kabelsteckfelder ohnehin das Gelbe vom Übersichtlichkeitsei sind, steht zusätzlich dahin. Ich fand sie immer schrecklich, weil die Verbindungskabel, die man sich hergesucht hatte immer erstmal zu kurz waren, außerdem die Übersichtlichkeit des sich allzuschnell ergebenden mittleren Kabelwaldes im Eifer des Gefechtes nur zur Desorientierung beitrug.
Meine kabelfreien Schaltfelder (mit Schlafaugenknöpfen (Typ Monitorsektion von Studer 169/269) waren immer übersichtlich, weil nichts im visuellen 'Weg herumging'. Man sah sofort, was geschaltet war. Kein Kabel im Blickfeld. Derlei ließe sich heute durchaus wohlfeil mit elektronischen DIL-Schaltern oder -Relais nebst einer kleinen, sinnvollen Logik aufbauen. Damals waren die Schalter billiger.
Als Steckfeld bietet sich die Technik mit den Jacks an, die beim symmetrischen Verfahren allerdings kanalweise getrennt ausgeführt werden muss, was dem Kabelverhau ordentlich Vorschub leistet. Fehlverkabelungen werden da bei komplexeren Übertragungen allemal die Regel sein. Ich hatte bei meiner seinerzeitigen Anlage deshalb grundsätzlich die beiden Stereokanäle in einer Schaltfunktion zusammengefasst.
Ach ja:
Das klassische Kreuzschienensteckverteilfeld ist ein Kind Ulrich Tuchels, das er zu den Olympischen Spielen 1936 nach einem dutzend bitterer Rundfunkerfahrungsjahre in Deutschland gebar. Er berichtet davon in einem kleinen Aufsätzchen, das der 'radio mentor' 1958 publizierte. Das Verfahren Tuchels von 1935/36 hielt sich lange über seine Tage hienieden hinaus bis ans Ende der analogen Rundfunkzeit in D. Angemerkt sei auch, dass mit der Einführung dieser Steckfelder die Geschichte der immer komplizierter werdenden "Hauptschalträume" begann, deren digitale Nachfahren heute Dienst tun. Man denke nur an den berühmt berüchtigten ARD-Stern in Frankfurt, über den im allergrößten Stil und deutschlandweit Programme und Produktionen ausgetauscht wurden, was glänzend funktionierte. Natürlich ohne Tuchels Steckeridee, denn der letzte analoge Stern war natürlich längst rechnergesteuert (und kam dem Vernehmen nach aus Dänemark...). Tuchels Duft hing aber trotzdem noch immer in den Gardinen, auch wenn die Betroffenen das schwerlich gewusst haben dürften.
Hans-Joachim